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Industriedesign

Nachhaltig und komfortabel mit dem Fernbus reisen

Industriedesign-Absolvent Manuel Müller hat in seiner Bachelorarbeit ein Konzept für komfortable und nachhaltige Fahrten mit dem Fernbus vorgelegt.

In einem Bus fahren, der sich wie eine Mischung aus Zug und Flugzeug anfühlt - aufleuchtende Anschnallsymbole wie im Flugzeug, Sitze, die sich zu Betten wie im Schlafwagen der Bahn umfunktionieren lassen und das alles in ansprechendem Wohlfühldesign samt kleiner Bordküche und Waschraum mit Toilette – Bachelorabsolvent Manuel Müller hat in seiner Abschlussarbeit im Studiengang Industriedesign an der OTH Regensburg gezeigt, wie Fernbus-Fahrten weg von ihrem Billig-Image und hin zu einer neuen Reiseerfahrung werden könnten. Prof. Dr. Rosan Chow, die die Arbeit betreut hat, zeigt sich von den Ideen des jungen Designers begeistert: „Da die Deutschen so gerne mit dem Auto und Flugzeug reisen, ist das Konzept auch als konstruktive Kritik zu verstehen. Es zeigt eine überzeugende und vor allem nachhaltige Reisealternative auf.“ Denn: Müllers Projekt „night:switch. Interieurkonzept eines modularen Fernbusses“ veranschaulicht, wie man im Fernbus Tag und Nacht komfortabel reisen und gleichzeitig einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck hinterlassen kann. 

Bus als unbeliebtestes Verkehrsmittel

Die Idee zum Thema seiner Bachelorarbeit kam Manuel Müller im vergangenen Sommer, als er selbst per Flixbus quer durch Europa unterwegs war: „Zehn, zwölf Stunden über Nacht in so einem Fernbus, da fühlt man sich danach fix und fertig“, sagt der 23-Jährige. Die unbequemen Sitze, die lauten Durchsagen, das grelle Licht, das bei jedem Halt den Bus ausleuchtet – der Student fand viele Dinge, die das Fahren mit dem Fernbus unattraktiv machen. Tatsächlich ist der Bus laut Eurostat mit nur fünf Prozent das unbeliebteste Verkehrsmittel, um Urlaubsziele zu erreichen, hinter dem Zug mit elf Prozent, dem Flugzeug mit 17 Prozent und dem Auto mit 64 Prozent, wobei vor allem die letzten beiden eine wesentlich schlechtere Umweltbilanz aufweisen. Wer den Pkw nimmt, verursacht nach Berechnungen des Umweltbundesamtes etwa fünfmal so viel, wer fliegt, gar siebenmal so viel klimaschädliche Treibhausgase wie der Zug- bzw. Buspassagier. Und: Im Vergleich mit dem Zug hat ein Bus weitere Vorteile: An Ländergrenzen muss weder Personal noch Lok gewechselt werden; so verkürzt sich die Fahrtdauer.

Fahrpreise zwischen 20 und 110 Euro

Ausgehend von diesen Überlegungen hat sich Manuel Müller ein Innenraumkonzept für einen Doppeldecker-Fernbus ausgedacht. Der Clou dabei: Das Oberdeck kann zum Schlafdeck umfunktioniert werden, das Unterdeck dient als Kommunikationszone. Durch die klare Trennung zwischen Tag und Nacht ergibt sich auch eine unterschiedliche Anzahl an Sitz- bzw. Schlafplätzen: Da im Oberdeck aus je zwei Sitzen ein Bett wird, stehen dort dann nachts lediglich 14 Betten und drei nicht wandelbare Panorama-Sitze zur Verfügung. Tagsüber finden oben 31 und unten zwölf Fahrgäste Platz. Mehr Komfort erreicht der junge Designer aber nicht nur durch die Schlafplätze; er verwendet beispielsweise auch hochwertigere Materialien für die Bestuhlung, hat eine breitere Sitzfläche sowie regelbare Beleuchtung, Belüftung und Beschallung auf jedem Platz eingeplant, und seine Bordküche kann mit Mikrowelle und Kaffeeautomat aufwarten. Bei alldem können die Preise durchaus mit denen der Bahn konkurrieren: Nach Müllers Kalkulation würde eine Fernbusfahrt von München nach Berlin je nach Platzkategorie tagsüber zwischen 20 und 40 Euro kosten, nachts zwischen 54 und 110 Euro. 

Das Thema Mobilität hat den jungen Mann während seines gesamten Studiums begleitet: Bei einem Projektseminar im fünften Semester hatte er sich mit Entwürfen für eine Stadtbahn in Regensburg befasst; sein Praktikum hat er im Tübinger Designbüro der Firma Tricon absolviert, die international Metro- und Trambahnen gestaltet. Beruflich durchstarten will Manuel Müller aber vorerst noch nicht: Er will im kommenden Wintersemester ein Masterstudium im Industriedesign beginnen und würde sich freuen, wenn sein Projekt „night:switch“ zwischenzeitlich vielleicht die ein oder andere Diskussion anregen würde, auch über geltende Sicherheitsvorschriften, denn gerade im Hinblick auf die Schlafgelegenheiten müssten diese nach Meinung von Manuel Müller neu gedacht werden. 

Virtuelle Tour durch den night:switch-Bus starten

 

Manuel Müller hat an der Fakultät Architektur Industriedesign studiert. Foto: OTH Regensburg/Tanja Rexhepaj
Manuel Müller hat an der Fakultät Architektur Industriedesign studiert. Foto: OTH Regensburg/Tanja Rexhepaj
So sieht im Konzept „night:switch“ das Oberdeck mit ausgeklapptem Schlafplatz aus. Foto: Manuel Müller
So sieht im Konzept „night:switch“ das Oberdeck mit ausgeklapptem Schlafplatz aus. Foto: Manuel Müller