Bis zur Umsetzung ist es zwar noch ein weiter Weg, doch was sich Studierende des Studiengangs Industriedesign überlegt haben, zeugt nicht nur von viel Kreativität, sondern ist für die Stadt Regensburg auch Anlass, einige der Konzepte weiterzuverfolgen. Etwas mehr als 30 Studierende haben sich in ihrem vierten Semester Industriedesign an der Fakultät Architektur mit dem Thema „Mobility Design“ beschäftigt.
Im Modul „Produktgestaltung 2“ wurden sie von den Professoren Jakob Timpe (Produktgestaltung) und Markus Emde (Entwerfen und Konstruieren) sowie Aaron Tonndorf, stv. Leiter Verkehrsplanung der Stadt Regensburg, betreut. „Es ging darum: Wo sehen junge Leute Potential, den Verkehr zu reduzieren. Das ist ein riesiger Maßstabssprung. Normalerweise designen die Studierenden Dinge wie einen Stift. Jetzt haben sie pavillonartige Gebilde entworfen, die in der Altstadt stehen sollen“, erklärt Prof. Timpe.
Ressourcenschonende und flexible Mobilitätsstationen
Im Zuge des Projektes „Verkehrsberuhigung Altstadt“ versucht die Stadt Regensburg bereits, die Menschen zum Umstieg vom Auto auf alternative Verkehrsmittel zu bewegen und so individuelle Verkehre zu minimieren. Ein beliebter Ansatz dafür sind sogenannte Mobilitätsstationen. Hier sollen Ladeinfrastrukturen für Car-Bike-Sharing, E-Scooter oder Lastenräder integriert werden. Bei der Aufgabenstellung an die OTH-Studierenden stand neben dem Design auch der ressourcensparende Umgang mit Rohstoffen sowie eine flexible Erweiterung und eine Neupositionierung in andere Stadtbereiche bzw. Quartiere eine große Rolle.
Mit Mobility Hubs, die aus sogenannten Hakenlift-Containern gebaut werden, erfüllten Jonathan Haller und Jakob Fredl alle diese Ansprüche. Die beiden Studenten haben verschiedene Container für unterschiedliche Zwecke gestaltet, sowohl für E-Scooter, Fahrräder, Lastenräder oder für E-Autos. Zusätzlich gibt es einen Container, der als Sitting Area konzipiert ist. „Wir haben den Bedarf für einen konsumfreien Raum gesehen“, sagte Jonathan Haller.
Die benötigten Container besitze die Stadt Regensburg bereits. Sie überzeugen durch ihre Standfestigkeit, können aber jederzeit rückgebaut oder versetzt werden. Der Clou an der Sache: In den Hubs sind Solarpanele integriert, die ca. 2500 Kilowattstunden Strom pro Jahr erbringen sollen. Als passende Aufstellmöglichkeiten haben die beiden angehenden Industriedesigner die Container auf Skizzen am Bahnhof, auf dem Dultplatz sowie am Haidplatz verortet.
Eine App belohnt CO₂-Sparen
In eine komplett andere, digitalere Richtung dachten Amelie Kurdzel und Maria Luzkov. Sie haben eine Mobility App entwickelt, in der gängige Fortbewegungsmittel wie Bus, Taxi, Earl, und E-Scooter zu finden sind und direkt gebucht werden können. Nutzer können aber ebenso Mitfahrgelegenheiten anbieten oder Verkehrsmeldungen lesen. Die „Mobinetz“-App hat noch einen weiteren Pluspunkt: Die CO₂-Ersparnis wird ausgerechnet und der User kann Punkte sammeln und später bei verschiedenen Partnern einlösen.
Die Optimierung des Fahrradverkehrs ist ein weiteres Thema, dem sich Anne Lichtenegger und Amelie Koch angenommen haben. Sie haben sich eine „Fast Lane“ überlegt. Hierbei soll aus dem für Fahrradfahrer unangenehmen Kopfsteinpflaster eine Reihe Steine entnommen werden und eine asphaltierte, möglicherweise auch farblich abgegrenzte, Spur für Räder geschaffen werden, die die Altstadt durchzieht.
Die Ansätze sind also vielfältig, um den Individualverkehr einzudämmen. Das Stadtplanungsamt will nun die Ideen für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Geplant ist eine Ausstellung in naher Zukunft, bei der Bürgerinnen und Bürger die Konzepte genauer in Augenschein nehmen können.