Die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V stellte seinen dritten Hackathon, der in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftswerk Nachhaltigkeit und unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen stattfand, 2023 unter das Motto „Bauen, Wohnen, Stadt: Die Zukunft mitgestalten“. Der Transformathon fand im Herbst 2023 als Hybrid-Veranstaltung in Berlin statt: Vor Ort und deutschlandweit an den Rechnern traten Studierende, Auszubildende, Praktikerinnen und Praktiker aus der Bauwirtschaft und aus Planungsbüros in einen zweitägigen Wettstreit und entwickelten Ideen zu konkreten Herausforderungen.
Ohne Neubau mehr Platz zum Wohnen schaffen
Die Architekturstudierenden Aaron Burkhardt, Simon Glöckner und Julia Zugenmaier hatten sich für die Challenge „Unsichtbarer Wohnraum: Wie schaffen wir ohne Neubau mehr Platz im Bestand“ entschieden. „Wir wollen uns dafür engagieren, dass der Gedanke der Nachhaltigkeit in der Baubranche ein größeres Gewicht erhält“, erklärt Aaron Burkhardt die Teilnahme der Regensburger Studierenden am Wettbewerb. Sie entwickelten mit zwei weiteren Mitwirkenden, der Industriedesignstudentin Florentine Parzich (Hochschule Pforzheim) und der Architektin Hillette Lindeque (Berlin) am Beispiel der Universitätsstadt Tübingen einen Vier-Punkte-Plan, um unsichtbaren Wohnraum zu aktivieren.
Mit ihrem Konzept konnten sie beim 16. Deutschen Nachhaltigkeitstag am 23. November 2023 das Kongresspublikum in Düsseldorf überzeugen – sie wurden nach ihrem Live-Pitch als Gesamtsieger des Hackathon gekürt.
Beim Pitch beschrieb Simon Glöckner eine nicht seltene Situation, die sich auf Familien im Reihenhaus bezog: „Wenn die Kinder erwachsen sind und ausziehen, bleiben zu wenig Menschen auf zu vielen Quadratmetern übrig. Das kann man auch als Ressource sehen“, so der Studierende der OTH Regensburg. Doch oft seien die Hindernisse, Teile des nun zu großen Wohnraumes zu vermieten, hoch. „Ein Umbau ist oft teuer und kompliziert oder man hat schon schlechte Erfahrungen bei der Vermietung gemacht.“
Konzept ist ökonomisch, ökologisch und sozial
Der Lösungsansatz des Teams Wohnen+ besteht nun darin, Anreize zu schaffen, um Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Dafür könne die bereits vorhandene Neubauförderung (2.000 Euro pro Quadratmeter) in eine allgemeine Wohnraumförderung überführt werden, ergänzt durch eine Absicherung der Kommunen, sollte beim Vermieten etwas schieflaufen. Auch von dem sehr konkreten Vier-Punkte-Plan für die Umsetzung war die Fachjury überzeugt – besonders lobte sie, dass im Umsetzungsplan eine digitale Plattform durch Kommunikation mit den Menschen vor Ort kombiniert worden sei.
„Das Konzept Wohnen+ ist ökonomisch, weil es Angebot und Nachfrage zusammenbringt, es ist ökologisch, weil es die Bodenversiegelung minimiert und es ist sozial, weil es Wohnraum schafft“, bringt es Julia Zugenmaier auf den Punkt. Die Stadt Tübingen will in diesem Jahr mit dem Gewinnerteam in konkrete Gespräche gehen – am 15. März steht für die drei OTH-Studierenden schon der erste Termin im Tübinger Rathaus im Kalender. „Die Vorschläge halten wir für absolut sinnvoll. Für Privatpersonen können tatsächlich noch viel mehr Anreize geschaffen werden“, betonte Axel Burkhardt von der Universitätsstadt Tübingen.
Mit ihrem Thema treffen die angehenden Architekten genau den Nerv der Zeit. Die OTH Regensburg formuliert Nachhaltigkeit als einen Schwerpunkt in ihrem Hochschulentwicklungsplan. Es geht darum, das gesamte Spektrum sozialer, ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit zu entwickeln. Sowohl in der Lehre, als auch in der Forschung und im Transfer übernimmt die OTH Regensburg eine Vorreiterrolle. Mit ihrem Konzept leisten die Studierenden einen Beitrag zur gesellschaftlichen Transformation und zur Lösung aktueller Herausforderungen.